Wettbewerb | Arbeit und Alltag
Zwischen Modernisierung und Beharrung – so lässt sich das Königreich Ludwigs I. in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht gut beschreiben. Einerseits sorgte Ludwig I. für enorme Innovationen, etwa durch den von ihm mit großem Einsatz geplanten und gebauten Ludwig-Main-Donaukanal, weitblickende Wirtschafts- und Münzverträge und den immer größeren Ausbau bayerischer Handelsvertretungen im Ausland. Andererseits jedoch stand er neuen Entwicklungen wie der Industrialisierung und der Eisenbahn anfänglich eher skeptisch gegenüber, wenngleich diese während seiner Regierungszeit enorm an Bedeutung gewannen. Diese Umbruchszeit spiegelte sich auch im Leben der Bevölkerung wider. So war Bayern zwar nach wie vor sehr ländlich strukturiert, jedoch schritten Bevölkerungswachstum und Urbanisierung ständig voran, die Industrialisierung prägte einzelne städtische Zentren, der Aufstieg vieler namhafter Unternehmer begann und viele technische Neuerungen wurden in Bayern erfunden.

Eisenbahn:
Zur Zeit Ludwigs I. wurde die Infrastruktur in Bayern massiv ausgebaut. Besonders revolutionär war die Eröffnung der ersten deutschen Bahnverbindung am 7. November 1835 zwischen Nürnberg und Fürth.
Die aus England importierte Dampflokomotive „Adler“ verrichtete ab diesem Zeitpunkt dort 22 Jahre lang ihren Dienst. Ludwig I. selbst versagte zunächst jedoch der Eisenbahn, die von privaten Aktionären finanziert wurde, seine Unterstützung. 1843 wurde aber mit der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof die erste Staatsbahnstrecke Bayerns gebaut.

Erfindungen:
Die Zeit König Ludwigs I. brachte in Bayern viele Innovationen und Erfindungen hervor. So stellten etwa die beiden Münchner Wissenschaftler Carl August Steinheim und Fanz Kobell im Jahr 1839 die ersten Fotografien nach dem von ihnen selbst entwickelten Negativverfahren her und sorgten damit für die frühesten deutschen Fotografien. Für ihre Arbeit verwendeten die beiden Erfinder ähnliche Prototypen wie die abgebildete Rohrkamera aus dem Jahr 1839, welche als älteste erhaltene deutsche Kamera gilt.

Auswanderung nach Amerika:
Ein stetiges Wachstum der Bevölkerung bei gleichzeitiger Verschlechterung der Versorgungslage, wozu bisweilen noch Missernten und Hunger kamen, sorgte für eine steigende Auswanderung nach Amerika. Die Mehrzahl der Emigranten, über deren Schicksal in der zurückgebliebenen Heimatbevölkerung teils abenteuerliche Vorstellungen herrschten, stammte dabei aus Franken und der Pfalz.

Industrialisierung:
Obwohl Ludwig I. große Vorbehalte gegen die Industrialisierung hatte, schritt diese auch in Bayern voran, beschränkte sich jedoch zunächst auf wenige Zentren wie Augsburg und Nürnberg. Mit der Industrialisierung begann auch der Aufstieg namhafter Unternehmen in Bayern. So nahm etwa 1836 die „Augsburger Kammgarn Spinnerei“ als erste moderne Textilfabrik den Betrieb auf, der die „Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei“ ein Jahr später folgte. Große moderne Fabriken traten so an die Stelle herkömmlicher Manufakturen.
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