Wettbewerb | Entscheidungen und Ereignisse

Alles neu? - Diese Frage stellt sich zurecht hinsichtlich der Ereignisse zur Zeit Ludwigs I., denn seine Zeit war eine ereignisreiche Umbruchszeit. Die Herrschaft Ludwigs I. (1825–1848) war geprägt von der ständigen Furcht vor einer Revolution. In dieser Zeit des sogenannten „Vormärz“ forderte das Bürgertum in ganz Deutschland mehr Mitbestimmung und Freiheitsrechte,
was letztendlich in der Revolution von 1848 und der freiwilligen Abdankung Ludwigs I. mündete. Die Ereignisse dieser Zeit spiegeln daher auch einen Spagat zwischen Reformbereitschaft und Innovationswillen des Königs einerseits und seinem Beharren auf althergebrachten Strukturen andererseits wider. Während Ersteres etwa in einer Vielzahl neuer Bauten, Reformen
im Schulwesen, einem neuen Wappen und Innovationen im Bereich der Infrastruktur sichtbar wurde, zeigte sich Letzteres in restriktiven Maßnahmen wie der Rücknahme der Pressefreiheit und der Inhaftierung Oppositioneller sowie einer einseitigen Verklärung des Katholizismus.

Bildnachweis: Alte Saline (Reichenhall)/Jörg Braukmann/eigenes Werk/wikipedia.org
Bildnachweis: Alte Saline (Reichenhall)/Jörg Braukmann/eigenes Werk/wikipedia.org

Salzbergwerk Reichenhall:

Auf persönliche Entscheidung König Ludwigs I. hin wurde die Alte Saline in Bad Reichenhall komplett neu errichtet, nachdem ein verheerender Stadtbrand diese im Jahr 1834 zu großen Teilen zerstört hatte. Schon seit dem 7. Jahrhundert hatte man in Bad Reichenhall Salz gefördert und die 1816 nach Berchtesgaden gebaute Soleleitung galt als technische Meisterleistung der damaligen Zeit. Durch Ludwigs Beschluss der Wiedererrichtung stellt die Saline nun nicht nur ein Industriedenkmal europäischen Ranges dar, sondern auch die einzige königliche Saline.

Bildnachweis: Staatliche Münzsammlung München, Fotograf: Sergio Castelli
Bildnachweis: Staatliche Münzsammlung München, Fotograf: Sergio Castelli

Süddeutscher Zollverein:

Als einer der größten wirtschaftlichen Erfolge Ludwigs I. kann die Gründung des Süddeutschen Zollvereins mit Württemberg im Jahr 1829 angesehen werden, wodurch ein größeres zollfreies Wirtschaftsgebiet geschaffen wurde. Dieses wurde durch die Gründung des Deutschen Zollvereins 1834, an dessen Entstehung Bayern ebenfalls maßgeblich beteiligt war, nochmals deutlich erweitert. Auf diese Weise war es bayerischen Unternehmen möglich, immer größere Absatzmärkte zu erschließen.

Bildnachweis: München Alte Pinakothek um 1900/wikipedia.org
Bildnachweis: München Alte Pinakothek um 1900/wikipedia.org

Pinakothek:

Im Jahr 1836 eröffnete mit der Alten Pinakothek in München eine der noch heute bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt. Ludwig I. persönlich hatte den Bau, der als damals größter Museumsbau weltweit galt, bei seinem Hofarchitekten Ludwig von Klenze in Auftrag gegeben. Der König, der sich dem Ideal der Volksbildung verpflichtet sah, wollte dort die gesammelten künstlerischen Werke der Wittelsbacher sowie zahlreiche von ihm selbst angekaufte Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Bildnachweis: „Bildarchiv Bayerischer Landtag“/Fotograf: Rolf Poss
Bildnachweis: „Bildarchiv Bayerischer Landtag“/Fotograf: Rolf Poss

Verfassungssäule Gaibach:

Als Monument des frühen Konstitutionalismus gilt die in den Jahren 1821 bis 1828 im Schlosspark von Gaibach im unterfränkischen Landkreis Kitzingen errichtete Konstitutionssäule. Sie sollte an die Verfassung von 1818 erinnern und als Mittelpunkt jährlich stattfindender Konstitutionsfeiern dienen. Ihren Stifter Franz Erwin Graf Schönborn von Gaibach verband eine freundschaftliche Beziehung sowie die gemeinsame Leidenschaft für Architektur und Kunst mit dem Kronprinzen und zukünftigen König Ludwig. Nachdem es im Zuge der politischen Entwicklungen bald zur Einstellung der jährlichen Verfassungsfeiern gekommen war, verlor die Säule zwischenzeitlich an Bedeutung. Erst seit 1978 finden auf Initiative der Bayerischen Einigung hin wieder jährliche Verfassungsfeiern in Gaibach statt.

Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum Graphik Inv.-Nr. HB25072
Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum Graphik Inv.-Nr. HB25072

Revolution 1848:

Bayern gehörte zwar mit seiner Verfassung von 1818, die viele Rechte gewährte, zu den fortschrittlichen Staaten. Dennoch ging auch hier die Angst vor einer Revolution um, weshalb der König nach anfänglich liberalen Zugeständnissen eine zunehmend konservativere Politik verfolgte. Die liberalen Forderungen der Bevölkerung, die zudem durch die öffentliche Affäre des Königs mit der Tänzerin Lola Montez erzürnt war, verstummten jedoch nicht. Am 6. März versprach der König unter Druck von Unruhen in der Bevölkerung daher in der sogenannten „Märzproklamation“ weitreichende
Reformen, die von Bürgerinnen und Bürgern in ganz Bayern, wie hier in Nürnberg, sehr begrüßt wurden. Ludwig selbst jedoch trat kurz darauf freiwillig zurück.

Bildnachweis: BayHStA, Gesandtschaft Deutscher Bund 70
Bildnachweis: BayHStA, Gesandtschaft Deutscher Bund 70

Wappen 1835:

Um die Eingliederung neu zum bayerischen Territorium hinzugekommener Gebiete zu fördern und der regionalen Eigenständigkeit, insbesondere Frankens und der Pfalz, entgegenzukommen, ließ Ludwig I. 1835 ein neues Staatswappen gestalten. Dieses sollte die einzelnen Landesteile Bayerns repräsentieren


Projektideen

  • In vielen Teilen Bayerns kam es zur Zeit Ludwigs I. zu revolutionären Bestrebungen. Welche Ereignisse in Eurer Region zeugen davon? Recherchiert dazu und macht Euch auf die Suche nach Erinnerungszeichen wie z. B. Denkmälern oder Inschriften.
  • Das Pressewesen zur Zeit des Vormärz schwankte zwischen Phasen des Aufschwungs und der Restriktion. Untersucht, wie sich das in
    Druckerzeugnissen Eurer Region widerspiegelte.
  • 1830 und 1836/37 erfasste die Cholera das ganze Königreich Bayern und im Jahr 1846/47 gab es nach Missernten die letzte große Hungerkrise. Erforscht Auswirkungen von Seuchen und Hungerkrisen in Eurer Region. Wie reagierte die Bevölkerung darauf? Welche Maßnahmen wurden ergriffen?
  • Trotz der Integrationsbemühungen Ludwigs I. blieb das Verhältnis Altbayerns und der neu hinzugekommenen Landesteile, insbesondere das Verhältnis Altbayerns und Frankens zwiespältig. Forscht dazu in Eurer Region.
  • Macht Euch auf Spurensuche nach Einweihungen berühmter Denkmäler und Gebäude zur Zeit Ludwigs I. in Eurer Region.
  • Recherchiert zu den Auswirkungen der Urbanisierung in Eurer Gegend.
  • Welche Orts-, Bezirks- und Straßennamen Eurer Heimat gehen auf die Zeit Ludwigs I. zurück? Macht Euch auf die Suche und erforscht
    die genauen Hintergründe.
  • Gibt es Zeugnisse von Aufenthalten König Ludwigs I. in Eurer Gegend? Recherchiert, zu welchen Anlässen dies der Fall war.